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Weltfrauentag 2025: Warum reden wir nicht über Femizide?

Heute ist Weltfrauentag. Ein Tag, an dem wir die Erfolge von Frauen feiern, aber auch einer, an dem wir uns die grausame Realität vor Augen führen müssen. Während wir über Gleichberechtigung sprechen, während Konzerne ihre Logos pink einfärben und Politiker schöne Worte finden, stirbt fast jeden Tag eine Frau in Deutschland durch die Hand ihres (Ex) Partners. Femizide sind kein Einzelfall, sie sind ein strukturelles Problem. Doch darüber wird kaum gesprochen.

Laut den neuesten Zahlen des Bundeskriminalamts wurden im Jahr 2023 fast 940 Frauen Opfer von Mord oder Totschlag. Der überwältigende Großteil dieser Taten geschah im Kontext von Partnerschaften. Das bedeutet: Frauen werden in ihrem eigenen Zuhause, von den Menschen, die ihnen einst Liebe versprachen, getötet. Fast 181.000 Frauen erlebten häusliche Gewalt, Zehntausende wurden Opfer von sexuellen Übergriffen, Vergewaltigungen oder Stalking. Und das sind nur die erfassten Fälle. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher.

Trotz dieser alarmierenden Zahlen bleibt das Thema in der breiten Öffentlichkeit eine Randnotiz. Wenn ein Mann seine Partnerin ermordet, spricht man in den Medien oft von einem “Familiendrama” oder einer “Beziehungstat”, als sei es ein tragisches, aber persönliches Unglück und nicht das Symptom eines gesamtgesellschaftlichen Problems. Doch genau das ist es.

Diese Gewalt ist das direkte Resultat einer patriarchalen Struktur, die Frauen systematisch benachteiligt, ihre Stimmen weniger wert macht und Männer in einer toxischen Vorstellung von Besitz und Kontrolle über ihre Partnerinnen bestärkt. Es sind die gleichen Mechanismen, die dazu führen, dass Frauen weniger verdienen, dass sie in Führungspositionen unterrepräsentiert sind und dass ihre Sicherheit weniger Priorität hat als das Wohlbefinden ihrer Täter.

Wir können nicht weiter schweigen. Wir müssen darüber reden – in den Medien, in der Politik, in unseren Familien und Freundeskreisen. Es braucht besseren Schutz für Frauen, mehr Prävention, konsequentere Strafverfolgung. Frauenhäuser sind überfüllt, Betroffene warten oft monatelang auf einen Therapieplatz, und die Justiz sieht immer noch viel zu oft weg. Das ist nicht hinnehmbar.

Patriarchale Gewalt tötet. Und solange wir das nicht laut und deutlich als das benennen, was es ist, werden Frauen weiter sterben. Nicht, weil sie Pech hatten, nicht, weil es “Tragödien” sind, sondern weil unsere Gesellschaft es zulässt. Es ist Zeit, das zu ändern.

— Sebastian Speetzen

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