In den letzten Wochen ging es in den Medien wieder einmal um das Thema Gendern: Die Initiative „Stoppt Gendern in Niedersachsen“, die forderte, dass Behörden, Verwaltung, öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Bildungseinrichtungen künftig auf den Gebrauch von Genderzeichen verzichten sollen, hat krachend versagt. Mit nur 21.665 gültigen Unterschriften, weit entfernt von den erforderlichen 70.000. Das zeigt, dass der Wunsch, inklusive Sprache zu verbieten, in der Bevölkerung kaum Resonanz findet.
Viele Kritiker*innen behaupten, dass das Gendern zur Sprachverfälschung führen würde. Doch bei genauer Betrachtung geht es hier um viel mehr: Es geht um Sichtbarkeit und Gleichberechtigung. Offizielle Dokumente und Mitteilungen haben eine besondere Verantwortung, alle Menschen anzusprechen und zu repräsentieren. Ein Sprachstil, der alle Geschlechter einbezieht, spiegelt die Vielfalt unserer Gesellschaft wider und fördert ein respektvolles Miteinander in Bereichen, die für unser aller Leben von Bedeutung sind.
Was erstaunt, ist, wie viel Energie und Zeit einige Gruppen aufwenden, um die Anwendung von gendergerechter Sprache zu unterbinden. Dabei sind diese Initiativen oft nicht von Menschen getragen, die selbst direkt von der Problematik betroffen wären. Niemand verlangt, dass Privatpersonen ihre Alltagssprache radikal umstellen müssen, es geht einzig um offizielle Kommunikation. Dass so wenig Unterstützung für ein Verbot gefunden wurde, unterstreicht, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung inklusive Sprache als positiven Schritt in Richtung Gleichberechtigung betrachtet.
Der Rückschlag der Initiative in Niedersachsen ist mehr als nur ein politisches Statement. Er ist ein Ausdruck der gesellschaftlichen Haltung, dass Sprache ein mächtiges Instrument der Inklusion ist. Gerade in öffentlichen Institutionen, in denen Transparenz und Gleichberechtigung essenziell sind, sollte gendergerechte Sprache als Bereicherung gesehen werden. Es lohnt sich, den Blick auf das Wesentliche zu richten: Nicht die Frage, ob ein Sternchen oder Doppelpunkt verwendet wird, sondern wie wir alle gemeinsam eine respektvolle und vielfältige Gesellschaft gestalten können. Die Debatte um das Gendern zeigt, dass wir als Gesellschaft bereit sind, über veraltete Sprachmuster hinauszuwachsen und dass der Wunsch nach Inklusion deutlich über ideologischen Grabenkämpfen steht.
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