Energie ist das Rückgrat unserer Gesellschaft – und genau hier liegt Europas größte Herausforderung. Denn trotz aller Klimaversprechen: Wir hängen noch immer zu stark an fossilen Energieträgern, die wir teuer importieren. Doch es gibt Hoffnung: Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch, und Europa hat die Chance, sich unabhängig, klimaneutral und krisensicher aufzustellen. Aber wie kommen wir dahin? Und wo stehen wir heute?
Wo steht Europa aktuell? Ein Blick auf die Zahlen
2024 erreichte der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Nettostromerzeugung in der EU einen Rekordwert von 46 % – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 38 % im Jahr 2022. Besonders die Wind- und Solarenergie treiben diese Entwicklung voran. Windkraft lieferte dabei den größten Beitrag: Rund 16,4 % des Stroms stammten aus Onshore-Anlagen. Spitzenreiter war Deutschland, wo Windkraft 63 % der öffentlichen Nettostromerzeugung ausmachte.
Ein historischer Moment: Erstmals überholte Solarenergie die Kohle. 11 % des EU-Stroms kamen 2024 aus Solaranlagen – Kohle hingegen nur noch 10 %. Das zeigt: Die Energiewende ist in vollem Gange.
Wo hakt es noch? Die größten Herausforderungen
Trotz dieser Erfolge bleibt Europa abhängig von Energieimporten. 58 % des gesamten Energieverbrauchs wurden 2023 durch Importe gedeckt, vor allem bei Öl ist die Abhängigkeit nach wie vor groß.
Auch die Kostenfrage ist ein Problem: 2024 lag der durchschnittliche Strompreis in Europa bei 0,29 Euro/kWh, während Gas mit 0,13 Euro/kWh deutlich günstiger war. Solange fossile Brennstoffe billiger bleiben, fehlt oft der Anreiz zum Umstieg.
Wie schaffen wir die grüne Wende? Drei Hebel für die Energieunabhängigkeit
- Massiver Ausbau erneuerbarer Energien Europa muss mehr investieren – und zwar jetzt. Es braucht jetzt eine europaweite Verdopplung der Investitionen in Solar- und Windkraft sowie den schnelleren Ausbau von Speichersystemen. Vorbild könnten Länder wie Dänemark sein, die bereits heute fast ihren gesamten Strom aus erneuerbaren Quellen beziehen.
- Europäische Netzintegration Wind in der Nordsee, Solarstrom aus Südeuropa – aber ohne ein starkes europäisches Stromnetz geht der Strom buchstäblich verloren. Ich plädiere deshalb für eine gesamteuropäische Energie-Infrastruktur, die erneuerbare Energie effizient verteilt und Schwankungen ausgleicht.
- Förderung von Wasserstoff und innovativen Technologien Grüner Wasserstoff kann eine Schlüsselrolle spielen, vor allem in Bereichen wie Schwerindustrie oder Verkehr. Es ist Zeit für eine europaweite Wasserstoffstrategie mit Fokus auf grünen Wasserstoff – hergestellt aus erneuerbarem Strom.
Europas Zukunft ist erneuerbar, wenn wir jetzt handeln
Die Zahlen zeigen: Europa ist auf dem richtigen Weg, aber das Ziel – vollständige Energieunabhängigkeit und Klimaneutralität – ist noch nicht erreicht. Jetzt braucht es Mut, massive Investitionen und eine enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Nur so können wir die grüne Wende schaffen – für eine sichere, unabhängige und nachhaltige Energiezukunft.
— Sebastian Speetzen
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